Musik

Elektronische Musik hat mich fasziniert, spätestens seit ich das erste Mal Tangerine Dream gehört habe. Als ich mir einen Commodore C64 zugelegt hatte (ich liebe ihn), war der „Music Assembler“ vom Dutch USA Team meine Killer-App. Die Sequenzen musste man tatsächlich in hexadezimalen Werten eingeben, aber das Ergebnis war alle Mühen Wert: Der Soundchip des C64, seine Filter und der typisch „plurrende“ 8-bit-Sound sind einfach nur geil!

Hier ist eins der 6 Stücke, die ich für meine selbstprogrammierte C64-Umsetzung des bekannten Würfelspiels „Kniffel“ geschrieben habe:

„Phogue – Kniffel 5“


„Wo die Güte und die Liebe – da ist Gott“ – WAS für ein Satz! Und dabei ist es m. E. herzlich egal, wie man Gott nennt. Das Stück „Ubi caritas“ (das ist auf Lateinisch „Wo die Güte“) beruht auf einem Antiphon, das bereits vor 800 n. Chr. enstanden ist!

Ich hörte „Ubi Caritas“ zuerst in einer Fassung von Liz Story – und mir lief ein Schauer über den Rücken. Liz Story’s Version basiert auf dem Satz von Maurice Duruflé. Aus eben diesem Satz schuf ich meine eigene Version – mit völlig synthetischen Instrumenten aus dem reichhaltigen Fundus von Apple’s Logic Pro X! – kein Sakrileg für mich, denn entscheidend ist, was dabei rauskommt und ob man dabei etwas spürt:

„Phogue – Ubi Caritas“


Am 10. Februar 2020 starb Lyle Mays. Als ich das drei Tage später in einer Radiosendung im Deutschlandfunk hörte, war ich sehr traurig. Lyle Mays war für Jahrzehnte der kongeniale Pianist des Gitarristen Pat Metheny, und ihre Musik bedeutet mir unglaublich viel. Sie ist einer der besten Beweise, dass eine Musik, die so warm klingt, als ob sie direkt aus dem Herzen kommt, durchaus unter ganz starkem Einsatz von Programmierung und Elektronik zustandekommen kann.

Lyle Mays war in dieser Hinsicht ein großer Pionier, er steuerte mit seinem akustischen Flügel gleichzeitig elektronische Klangerzeuger an und entwickelte mit Pat Metheny einen unverwechselbaren, herrlichen Klang.

Die traurige Nachricht noch im Ohr, setzte ich mich nachts an meinen KORG 01/WFD – und ließ es einfach fließen. Ohne mich auch nur ansatzweise mit ihm zu vergleichen zu wollen, machte ich dabei wie in einer Verbeugung vor dem Verstorbenen unwillkürlich etwas, was der Produktionsweise von Lyle Mays nahekommt: Das Ganze ist in einem Take live erstellt (keine Mehrspur-Aufnahme, keinerlei Nachbearbeitung), ich spiele auf dem KORG (der Synthesizer-Sound), steuere aber mit demselben Ton gleichzeitig einen E-Piano-Sound aus Logic Pro X an:

„Phogue – Goodbye Lyle“

PS: Dieses Stück habe ich absichtlich auf „Endlos-Wiedergabe“ gestellt. Wer Schlafstörungen hat, mag das so laufen lassen und sich hinlegen 🙂 …


Ein recht aufwändiges, aber hochinteressantes Projekt war die komplette Umsetzung der 4. Sinfonie von Johannes Brahms in der Fassung für 2 Klaviere – in Garage Band! Da ich froh bin, wenn ich relativ leichte, kurze Notenliteratur von Bach, Mozart oder Debussy einigermaßen flüssig und fehlerfrei spielen kann, war an eine Live-Einspielung nicht zu denken, denn dieser Satz fordert von beiden PianistInnen ALLES!

Also habe ich den gesamten Satz Note für Note in vier Stimmen eingegeben und bin dabei wieder einmal an die Grundlagen der Musik gestoßen: Wo und warum verlangsame ich das Tempo, werde leiser und lauter? Was gehört zusammen? Wo wird gebunden oder eher „staccato“ gespielt?

Brahms habe ich erst relativ spät für mich entdeckt – aber dann! So schön die 4. Sinfonie schon in der Orchesterfassung ist, die Umsetzung für 2 Klaviere hat ihren ganz besonderen Reiz durch die sehr klare räumliche Trennung der (nur) zwei Instrumente, die ich auch in der Abmischung so wiedergeben wollte. Als Soundsampling habe ich mich für den großen Boesendorfer-Flügel entschieden, aus der Sinfonie hört ihr den 2. Satz, der traditionsgemäß ein langsames Tempo hat, hier ein „Andante Moderato“:

„Johannes Brahms – 4. Sinfonie II Andante Moderato
(by the Phogue & Garage Band)“


Und ich ? – 3D-Modellbahn Studio